Dysplasiesprechstunde

Zur Abklärung unklarer Befunde an Gebärmutterhals, Scheide und Vulva (Schamlippen) kann eine spezielle Untersuchung mit Vergrößerung der entsprechenden Hautstellen (Vulvo- oder Vaginoskopie) oder des Gebärmutterhalses (Kolposkopie) erfolgen.

Die Kolposkopie wird vor allem dann durchgeführt, wenn der Krebsvorsorgeabstrich Zellveränderungen oder den HPV-Virus  nachgewiesen hat.

Für die Untersuchung werden die Scheidenwände mit einem Metallspatel, dem Spekulum, wie bei der allgemeinen gynäkologischen Untersuchung auseinandergehalten und ein spezielles Untersuchungsmikroskop (Kolposkop) vor der Scheide positioniert. Mit diesem Kolposkop kann man die Scheide und den Muttermund beleuchten und vergrößern. Dabei werden kleinste Gewebedefekte oder Geschwülste sichtbar. Außerdem wird die Schleimhaut des Gebärmutterhalses bei dieser Untersuchung nacheinander mit verdünnter Essigsäure und Jodlösung betupft. Areale mit Zellveränderungen können sich nach dem Betupfen mit Essigsäure weiß anfärben. Gesunde Schleimhautzellen färben sich durch das Jod braun, bei krankhaft veränderten Zellen bleibt die Braunfärbung aus. An Stellen, an denen sich Auffälligkeiten zeigen, kann dann gezielt eine kleine Gewebeprobe entnommen werden, um diese feingeweblich zu untersuchen.

Das Ziel der Krebsvorsorge und insbesondere der Kolposkopie ist es, Zellveränderungen im Stadium der „Krebsvorstufen“ zu erkennen, damit diese dann, wenn nötig, operativ entfernt werden können, damit kein Krebs aus dem Gewebe entsteht.

Der Name des bekannnten „Krebsvorsorgeabstriches“ geht auf Dr. Papanicolao zurück, der Ende der 20er Jahre Ergebnisse über Zelluntersuchungen veröffentlicht hat. Die Zellen werden mit Watteträgern oder Bürsten vom Muttermund und dem Gebärmutterhals abgestrichen, auf einem Objektträger ausgestrichen und nach einer speziellen Färbung von einem Zytologen untersucht.

Hierbei bedeuten: 
PAP I : Normalbefund,
PAP II: Bedingt  auffällige Befunde. Die Zellen sind meist unwesentlich oder nur geringgradig verändert. Es besteht noch keine Krebsvorstufe.

PAP IIa: Unauffällig Befunde des Abstriches, es gibt aber Hinweise auf eine auffällige Vorgeschichte der Patientin, wie z.B. eine HPV-Infektion.

PAP III: Unklare bzw. zweifelhafte Befunde

PAP IIID: Leichte bis mittelgradige Dysplasie. Es zeigen sich leichte Zellveränderungen bis hin zu möglichen Krebsvorstufen, aber noch kein Krebs. Es besteht  allerdings ein (meist geringes) Risiko, dass sich aus diesen Zellen Krebszellen entwickeln. Diese Veränderungen bilden sich aber oft wieder von selber zurück.

PAP IVA: Schwere Dysplasie, die Zellveränderungen stellen eine Vorstufe des Gebärmutterhalskrebs dar. Diese Veränderungen bilden sich ohne Behandlung nur selten zurück, so dass ein operativer Eingriff oft nicht zu umgehen ist.

PAP V: Verdacht auf ein invasives Karzinom (Krebs)

Dysplasien („Krebsvorstufen“) sind Zellveränderungen, die nicht bösartig sind, aber Vorstufen für eine bösartige Erkrankung darstellen können. Solange sie die Grenzen zum gesunden Gewebe nicht durchwachsen, liegt kein Krebs vor.
Dysplasien verursachen keine Beschwerden und werden daher von der Patientin in der Regel nicht selbst bemerkt. Je nach Schweregrad der Veränderung können diese jedoch bei fehlender Behandlung zu einem bösartigen Tumor werden. Man unterscheidet allgemein drei Schweregrade, die vom Pathologen anhand einer Gewebeprobe eingeteilt werden: leichte, mäßiggradige und schwere Dysplasie. 
Nicht jede Dysplasie wird zu einer bösartigen Erkrankung. Vor allem leichtgradige Veränderungen bilden sich zu einem hohen Prozentsatz spontan zurück, weniger häufig mittelgradige. Hochgradige Vorstufen werden in der Regel operativ entfernt. 

Obwohl sich leichte und mäßiggradige Dysplasien häufig spontan zurückentwickeln, müssten in diesen Fällen aber regelmäßige Kontrollen durch erfolgen.

Seit Anfang der 80er Jahre ist bekannt, dass eine Infektion mit HPV ein wichtiger Faktor für das Entstehen von Zellveränderungen am Muttermund und das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs ist. 
Die HPV-Infektion ist eine sehr häufige, sexuell übertragene Infektion. Die Durchseuchung mit dem Virus ist sehr hoch, vor allem bei jungen Frauen. Man schätzt, dass etwa 80 % der Frauen irgendwann in ihrem Leben eine HPV Infektion erleben. Die Mehrzahl der Infektionen ist meist vorübergehend und asymptomatisch. Bei 90% der infizierten Frauen heilen diese Infektionen in einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren ohne Therapie und ohne Folgen aus. Etwa 10% der betroffenen Frauen bleiben dauerhaft infiziert und können Zellveränderungen am Gebärmutterhals entwickeln.  Nur etwa 1-3% dieser Zellveränderungen entwickeln sich über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren zu einem Gebärmutterhalskrebs – die übrigen heilen meist ohne Therapie aus.